Europatag 2017!

March 2, 2018

Yip! I know it's a little late, but better late than never. Here is a video taken roughly a year ago on ÖRF. You will find me at roughly 1:15:20. Here is a transcript of my comments.

Guten Abend meine Damen und Herren,

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Interesse. Ich wurde gebeten, darüber zu berichten, was meine Sicht auf die europäische Kultur und Identität ist. Was meine persönliche Meinung ist, und auch was die allgemein vorherrschende Meinung in den USA hinsichtlich der europäischen Hoch-, Alltags- und Lebenskultur ist, und ob es überhaupt eine solche Vorstellung in der amerikanischen Öffentlichkeit gibt oder ob eine solche nur bei einer kleinen Minderheit zu finden ist.

Zugleich soll ich auch etwas dazu sagen, welche Vorstellung im konkreten Fall ich von Europa hatte oder habe, was davon falsch war, wo ich angenehm, wo negativ überrascht wurde, was besonders herauszustreichen ist, was Österreich sympathisch, vielleicht einzigartig macht und wo es gravierende Unterschiede zwischen der Wirklichkeit und der Vorstellung gibt?

Als ich mir die Antworten auf diese Fragen überlegte, merkte ich sofort, dass ich in der Zeit zurück gehen musste, um mich zu erinnern, wie meine erste Vorstellung von Europa entstanden ist, bevor ich die Gelegenheit eines Besuchs bekam.

Eigentlich entstand mein Interesse an Europa beim Studium der Biologie. Von Zeit zu Zeit stieß ich auf neue Namen, von denen ich zuvor niemals gehört hatte. Als Beispiele nenne ich Karl Landsteiner, der die verschiedenen Blutgruppen entdeckt, und Ernst von Fleischl-Marxow, der sich mit den Nerven beschäftigt hat. Als Biologe beschäftigt man sich nicht nur mit Biologie sondern auch mit anderen wissenschaftlichen Fächern wie Physik und Chemie. Auch hier stieß ich auf neue Namen, wie etwa Doppler und Kristelli. Viele Entdeckungen also, auf denen wichtige Teile der modernen Wissenschaft aufgebaut sind, wurden von Österreichern gemacht. Natürlich war ich jetzt neugierig auf diese Kultur.

In meinem Kopf stellte ich mir eine Kultur vor, die hoch gebildet ist und die die Wirklichkeit entdecken und verstehen will. Davon wollte ich nun mehr wissen. Ohne diese bewusste Anstrengung, ein Interesse für eine andere Kultur zu entwickeln, hätte ich wahrscheinlich keine Vorstellung von Europa gehabt. Aus diesem Grund glaube ich auch, dass leider viele Amerikaner und Amerikanerinnen keine durchdachte Meinung dazu oder einen eigenen Blick auf Europa haben.

Denn normalerweise konzentriert man sich bei uns auf seinen Fachbereich und stellt kaum eine Verbindung zu einer anderen Kultur her, die eventuell bedeutende Beiträge dazu geleistet hat. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass viele Lehrende vielleicht keine Erfahrung mit einer anderen Kultur haben und so die Aufmerksamkeit für eine andere Kultur im Unterricht nicht anregen können. Leider haben viele Amerikaner und Amerikanerinnen so ihre Vorstellung von Europa aus den Medien, die zwar oftmals Europa ins Gespräch bringen, aber vor allem die amerikanische Sicht darstellen (z.B. beim Thema NATO).

Meine Neugierde war aber schließlich so groß, dass ich die deutsche Sprache zu lernen begann, um die Kultur, die so wichtige Beiträge zu meinem Fachgebiet erbracht hat, besser zu verstehen. Nach einigen Semestern Deutsch bekam ich die Möglichkeit im Ausland zu studieren. Ich habe mich aufgrund der genannten großen Namen für Österreich entschieden.

Bei meiner Ankunft vor 14 Jahren fand ich, dass viele meiner ursprünglichen Vorstellungen richtig waren. Viele Österreicher und Österreicherinnen schienen äußerst wissbegierig zu sein und hatten nicht nur Wissen über ihre eigene Kultur, sondern auch ein breites Wissen über andere Kulturen. In meinen Augen existierte auch Altes und Neues miteinander und bildete ein Ganzes. Das wurde damals - 2003 - auch am historischen Schlossberg mit der Aufstellung des neuen Schattenuhrturms - dem Alien - öffentlich gemacht. Die Leute hier bei dieser Veranstaltung tun nun dasselbe, indem sie ihr Verständnis der Welt durch die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen weiter entwickeln. Es war für mich damals, bei meinem ersten Besuch, wirklich ein Vergnügen, das zu erleben.

Heute genieße ich weiterhin diese Erfahrung und bringe jetzt meine Studierende mit, damit sie auch das erleben können, was ich vor 14 Jahren erlebt habe. Ich hoffe, dass sie in der Lage sein werden, Verbindungen zwischen ihrer eigenen und den anderen Kulturen, die ebenfalls großartige Leistungen erbracht haben, herzustellen.

Für diese wunderbaren Erfahrungen danke ich Ihnen und Österreich. Vielen Dank!